Digitale Lösung der Qualitätssicherung mit Teamcenter

PITERION unterstützt deutschen Autohersteller bei der Qualitätssicherung von Schweißelementen

Dienstag, 09.01.2018
Automotive

Schweißpunkte müssen halten. Und die Qualitätssicherung dafür war im Karosseriebau bei einem deutschen Autohersteller bisher ein höchst aufwändiges, weil überwiegend von manuellen Schritten geprägtes Unterfangen. Um den Prozess zu optimieren und die Effizienz zu steigern, führte der Autohersteller gemeinsam mit dem PLM-Spezialisten PITERION die digitale Lösung ein. Sie basiert auf dem Product Lifecycle Management System Teamcenter, das hier um zwei kundenspezifisch entwickelte Module erweitert wurde, um den hohen Anforderungen der Qualitätssicherung gerecht zu werden.

Festigkeit, Stärke und Durchgängigkeit sind nur drei der 29 Qualitätskriterien für jeden einzelnen der rund 130.000 Schweißpunkte einer Fahrzeugkarosserie, deren Einhaltung regelmäßig geprüft wird. Denn Schweißroboter können auch einmal ungenau arbeiten und die Punkte nicht an die richtige Stelle setzen oder die Punkte können brüchig sein.

Ausgangssituation

Früher wurden hierfür aufwändige 2-D-Prüfpläne manuell auf Papier erstellt, die alle Informationen enthielten, zum Beispiel wo welche Schweißpunkte liegen. Diese mussten mühselig aus unterschiedlichen Datenquellen herausgesucht werden. Nach der Prüfung, das heißt dem tatsächlichen Aufschneiden jedes Schweißpunktes, wurde das Ergebnis handschriftlich dokumentiert, was pro Fahrzeugvariante – und jeder, der die deutschen Autohersteller kennt, weiß um die Vielfalt der Modellreihen – einen 1,2 Meter hohen und 24 Kilogramm schweren Papierstapel ergab. Die Probleme liegen auf der Hand: Ein immenser zeitlicher Aufwand bei der Erstellung, unvermeidliche „menschliche Fehler“ und lange Recherchen in Protokollen, falls im Nachhinein ein Mangel an einer bestimmten Stelle auftrat.

Herausforderungen

  • Bis dato manuelle Qualitätssicherung von Schweißpunkten im Karosseriebau
  • Vereinfachung der handschriftlichen Dokumentation über alle Modellreihen hinweg
  • Bereinigung des immensen Zeitaufwands und der Fehler in der Dokumentation
  • Lückenlose Berücksichtigung der bereits beim Autohersteller verwendeten Product Lifecycle Management System-Lösung
  • Umsetzung von heterogenen Datenquellen in einen Prüfungs-Workflow

Digitale Quellen automatisch anzapfen

Nun setzt der deutsche Autohersteller bereits seit gut 10 Jahren das Product Lifecycle Management-System Teamcenter ein, in dem sämtliche Daten von der Entwicklungsidee bis zum fertigen Produkt aller Fahrzeuge für die nächsten 20 Jahren hinterlegt sind. Die mächtige Lösung wird in Deutschland in 120 Serverschränken mit angeschlossenen Datenbänken betrieben und kontinuierlich ausgebaut. Weltweit greifen zigtausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf das PLM-System zu.

„In Anbetracht dessen, dass in Teamcenter im Grunde alle Informationen bereits digital aus unterschiedlichsten Quellen vorhanden sind, lag der Schluss nahe, diese auch für die Qualitätsprüfung in einem automatisierten Prozess zu nutzen. Das war die Geburtsstunde der digitalen Lösung“, erklärt PITERION.

Ziel: Benutzerfreundliche Workflows

Um substanzielle Verbesserungen mit deutlicher Effizienzsteigerung zu erzielen, begann PITERION gemeinsam mit dem deutschen Autohersteller zunächst benutzerfreundliche Workflows zu erarbeiten, die daraufhin digital umgesetzt und in Teamcenter abgebildet werden sollten. Eine wesentliche Aufgabe bestand in der Folge darin, alle heterogenen Datenquellen und Systeme wie zum Beispiel Daten aus der Produktentwicklung, Stücklisten der Karosserieteile, Arbeits- oder Produktionspläne sowie Informationen zur Maschinenplanung mit ihren sehr unterschiedlichen Dateninhalten wie CAD-Zeichnungen oder Excel-Listen in einen Prüfungs-Workflow umzusetzen.

Admin und Manager der digitalen Lösung

Trotz des umfangreichen Leistungsspektrums von Teamcenter war es in diesem Fall erforderlich, zwei neue Module zu entwickeln, um die notwendigen Informationen aus den richtigen Datenquellen zu extrahieren und für die Prüfungsplanung und Ausführung auf zwei nutzerfreundlichen Arbeitsoberflächen, dem Admin und dem Manager der digitalen Lösung zur Verfügung zu stellen. Im Admin werden die Kernaufgaben zur Art der Schweißpunkte und -techniken, Qualitätskriterien und Prüfmethoden angelegt.

Der Manager ermöglicht es, Prüfpläne zu erstellen, den Prüfungsumfang mit allen Kriterien zu definieren, Workflows zu starten, die Schweißpunkte zu visualisieren und alle Prüfungsergebnisse in einer Matrix darzustellen. Wer im Manager welche Aufgaben ausführen darf, wird durch ein Rechtemanagement geregelt.

„Für das Projektmanagement erschien uns die SCRUM-Methode am erfolgversprechendsten, weil wir damit sehr offen mit unterschiedlichen SCRUM-Teams aus der IT und den Fachabteilungen zunächst Prototypen entwickeln konnten, die dann in regelmäßigen Zyklen, den SCRUM „Sprints“, weiter entwickelt wurden“, berichtet PITERION.

Ergebnisse

  • Entwicklung von 2 neuen Arbeitsoberflächen in Teamcenter: Admin und Manager
  • Anlage von Kernaufgaben zur Art der Schweißpunkte und –techniken, Qualitätskriterien und Prüfungsmethoden im Admin
  • Erstellung von Prüfplänen, Definition von Prüfungsumfang, Start des Workflows, Visualisierung der Schweißpunkte und der Prüfungsergebnisse in einer Matrix im Manager
  • Rechtezuweisung im Manager möglich
  • Agiles Projektmanagement mithilfe der SCRUM-Methode
  • Neukonstruktion des Workflows und Unterstützung des Prüfers mithilfe eines 3-D-Modells der Produktstruktur eines Karosserieteils
  • Kennzeichnung der Schweißpunkte nach dem Ampelprinzip innerhalb dem Prüfprotokoll, welches ebenfalls als 3-D-Modell erscheint
  • Enorme Effizienzsteigerungen durch die Prüfung sehr ähnlicher Teile nun möglich

Die digitale Lösung optimiert Qualität und spart Zeit

Am Ende stand ein Workflow, der dem Prüfer anhand eines leicht verständlichen 3-D-Modells der Produktstruktur eines bestimmten Karosserieteils genau vorgibt, an welchem Arbeitsplatz er welche Schweißpunkte prüfen muss und wie weiter zu verfahren ist, wenn alles in Ordnung ist oder falls bestimmte Schweißpunkte fehlerhaft sind. Als Ergebnis erscheint das Prüfprotokoll wiederum als 3-D-Modell, in dem sämtliche Schweißpunkte nach dem Ampelprinzip farblich dargestellt sind. Mit einem Klick auf einen Punkt erhält der Prüfer alle notwendigen Testergebnisse zu dem geprüften Punkt.

Eine enorme Effizienzsteigerung wird unter anderem dadurch erreicht, dass bei der Prüfung sehr ähnlicher Teile, deren Schweißpunkte zu 80 Prozent identisch sind, nur die 20 Prozent Abweichungen geprüft werden. Bei gehäuft auftretenden Fehlern an einer Stelle sieht der Workflow vor, den Schweißprozess an sich zu prüfen, etwa ob der Roboter aus Versehen falsch aufgestellt wurde und daher ungenau arbeitet.

Auf dem Weg zum internationalen Rollout

Derzeit wird digitale Lösung in drei europäischen Werken von 120 Mitarbeitern für die Überprüfung der Schweißpunkte genutzt. Es ist geplant, die Lösung auf alle Standorte weltweit auszurollen und auch mobil zur Verfügung zu stellen. Auch sollen weitere Prüfobjekte wie Schrauben, Nieten und Kleber zukünftig in den Qualitätsprüfungsprozess mit einbezogen werden.

PITERION unterstützt deutschen Autohersteller bei der Qualitätssicherung von Schweißelementen
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Über PITERION

PITERION ist ein internationaler PLM Serviceprovider mit Hauptsitz in Deutschland sowie Niederlassungen in den USA, Indien, Tunesien, Schweden, der Schweiz und Polen. Mit hochqualifizierten Mitarbeitern bieten wir Ihnen sowohl Lösungen, als auch Dienstleistungen unabhängig von Systemherstellern. Dabei folgen wir stets den Richtlinien der Qualitätsmanagementstandards EN 9100 (Aerospace), ISO 9001 und ISO 27001 sowie der ISO 14001. Auf diesen haben wir interne Standards und Prozesse aufgesetzt, welche es uns ermöglichen, weltweit über unsere Standorte hinweg, eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten.

Unseren Kunden stehen wir als kompetenter und unabhängiger Partner zur Verfügung, der auf sie individuell zugeschnittene Lösungen und Dienstleistungen anbietet. In Kombination mit unseren Technologieträgern gibt uns das die Möglichkeit, die PLM-Strategie unserer Kunden bestmöglich zu unterstützen.